Berühmte Erkenbrechtsweiler Persönlichkeiten vorgestellt
Die Geschichte der Gemeinde Erkenbrechtsweiler ist mit vielen Namen bekannter oder berühmter Persönlichkeiten verbunden, die hier ihre Spuren hinterließen.
Friedrich Römer
Die Erinnerung an die revolutionären Ereignisse der Jahre 1848/1849 ist hierzulande immer noch eng verbunden mit dem Namen des bedeutenden liberalen Politikers Friedrich Römer.
- Geboren: 04.06.1794 in Erkenbrechtsweiler, Uracher Straße 4 (ehemaliges Pfarrhaus, heutiges Bürgerhaus)
- Gestorben: 11.03.1864 in Stuttgart
- Konfession: evangelisch
- Beruf: Rechtsanwalt
Lebenslauf
- Ab 1810: Schüler des evangelischen Seminars in Maulbronn
- 1812: Mitglied des Tübinger Stifts, Beginn Theologiestudium
- 1813: Er dient als Freiwilliger im Feldzug gegen Frankreich
- 1814: Friedrich Römer bricht sein Theologiestudium ab und studiert Jura, welches er 1817 abschließt
- 1831: wird er zum Kriegsrat in Diensten des Königs Wilhelm I von Württemberg ernannt
- 1833: lässt er sich als Rechtsanwalt nieder
- 1833 – 1838: Abgeordneter für Geislingen in der Zweiten Kammer des württembergischen Landtags
- 1845: Er kandidiert nach siebenjähriger Unterbrechung seiner politischen Tätigkeit und wird zum Führer der liberalen Opposition in der Zweiten Kammer des Landtags gewählt.
- 1848: Abgeordneter in der Nationalversammlung, keiner Fraktion angehörend
- März 1848: Mitglied des tagenden Vorparlaments
- 05.03.1848: Heidelberger Versammlung - Er gehörte dem Siebener-Ausschuss an
- 09.03.1848: Friedrich Römer wird zum Innenminister und de facto „Premierminister“ des Märzministeriums ernannt
- 18.06.1849: Selbst Mitglied der Nationalversammlung ließ er auch das Rumpfparla-ment 1849 in Stuttgart gewaltsam auflösen.
- 28.10.1849: Ablösung durch konservatives Ministerium Schlayer - Friedrich Römer zieht sich aus der großen Politik zurück
- 1851 – 1863: Übernahme des repräsentativen Amtes der Zweiten Kammer des Württembergischen Landtags
- 11.03.1864: Tod Friedrich Römers in Stuttgart
- Letzte Ruhestätte: Hoppenlaufriedhof Stuttgart
Über Friedrich Römer
Als Sohn eines Pfarrers am 4. Juni 1794 in Erkenbrechtsweiler (Landkreis Esslingen) geboren, begann Friedrich Römer nach dem Besuch der Lateinschule in Esslingen und der theologischen Seminare in Denkendorf und Maulbronn 1812 in Tübingen mit dem Studium der Theologie. Römer unterbrach dieses jedoch alsbald, um an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teilzunehmen.
Kampferfahrungen konnte er allerdings nicht sammeln. Er blieb in den württembergischen Garnisonen und hatte hier Wachdienste zu leisten, die ihm wenig behagten. Als er wegen eines geringfügigen Dienstvergehens von König Friedrich zur Rede gestellt wurde, soll er auf die Frage des Königs, wie er selbst den Vorfall beurteilen würde, mit dem Satz aus der Bergpredigt geantwortet haben: "Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet."
Ob diese Geschichte vom Mannesmut vor Fürstenthronen wahr ist oder nur eine schöne Legende, sie ist jedenfalls charakteristisch für die Unerschrockenheit und den Freimut des jungen Friedrich Römer.
Nach den Befreiungskriegen gab dieser sein Theologiestudium auf und wechselte zur Rechtswissenschaft über. Er fand nach dem Examen eine Anstellung bei der Militärverwaltung und wurde 1831 zum Kriegsrat ernannt. Römer war aber auch stark engagiert an den politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit, bei denen es vor allem um die Presse-, Versammlungs- und Vereinsfreiheit ging.
1831 wurde er in den Württembergischen Landtag gewählt. Als ihm, dem Beamten, von König Wilhelm I. der Urlaub zur Wahrnehmung seines Abgeordnetenmandats versagt wurde, trat er vom Staatsdienst zurück und ließ sich als Rechtsanwalt in Stuttgart nieder. Enttäuscht über die geringen Möglichkeiten, liberale Forderungen in der Politik durchsetzen zu können, verzichtete Römer 1838 wie übrigens auch Ludwig Uhland auf seine Wiederwahl.
Doch bereits 1845 kehrte er in den Landtag zurück. Friedrich Römer war nunmehr das anerkannte Haupt der liberalen Opposition im Lande. Die politische Krise wurde 1847 durch eine Wirtschaftskrise als Folge einer katastrophalen Missernte verschärft.
Im Mai 1847 kam es in Stuttgart und anderen Städten zu Demonstrationen, zu sogenannten Brotkrawallen, die durch militärisches Eingreifen niedergeschlagen wurden. Der Landtag konnte sich erst im Februar 1848 mit diesen Vorfällen befassen; und es war der Abgeordnete Friedrich Römer, der die Regierung fragte, unter welchen gesetzlichen Bedingungen sie ermächtigt sei, mit Waffengewalt gegen das Volk vorzugehen.
Schon bald sollte diese Frage erneut aktuelle Bedeutung erhalten, nachdem die Pariser Revolution vom Februar 1848 sehr schnell auf Deutschland übergriff. Um einem radikalen Umsturz zuvorzukommen, ernannte König Wilhelm I. von Württemberg ein liberales Ministerium unter Leitung von Justizminister Friedrich Römer. Dessen Wirken blieb aber nicht allein auf Württemberg beschränkt. Mit zahlreichen anderen Liberalen wie Ludwig Uhland, Paul Pfizer und Albert Schott wurde Friedrich Römer in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, wo er keiner bestimmten Fraktion angehörte, im politischen Spektrum aber der Linken zuzurechnen war.
Friedrich Römer hatte eine ungewöhnliche Popularität erreicht. Am 25. Juni 1848 wurde er zum Stuttgarter Ehrenbürger ernannt.
Das Schicksal des Politikers Friedrich Römer blieb eng verbunden mit dem weiteren Verlauf und schließlich dem Scheitern der Revolution von 1848/49. Weniger aus Überzeugung als unter dem Druck der öffentlichen Meinung anerkannte König Wilhelm I. von Württemberg am 25. April 1849 die von der Frankfurter Nationalversammlung beschlossene Reichsverfassung. Stuttgart rückte nunmehr sogar in den Mittelpunkt des politischen Geschehens.
Die Abgeordneten, die ihr Mandat trotz des Drucks der Einzelstaaten noch nicht niedergelegt hatten, kamen als Rumpfparlament von Frankfurt nach Stuttgart und hielten am 6. Juni 1849 im hiesigen Landtag ihre erste Sitzung ab.
Der Konflikt mit der württembergischen Regierung wurde unaus-weichlich, nachdem Preußen zum Einschreiten gegen das Rumpf-parlament aufforderte und mit einer militärischen Intervention drohte.
Friedrich Römer hatte inzwischen einen politischen Kurswechsel vollzogen. Er war ein Anhänger der konstitutionellen Monarchie und trat weitergehenden Forderungen der Revolution, deren Scheitern er erkannte, entgegen. Eine Entwicklung, die wie im benachbarten Baden zu einer revolutionären Volkserhebung führte, lehnte er entschieden ab. Auch aus Gründen der Staatsräson sah er sich zum Handeln gezwungen.
Am 17. Juni 1849 untersagte Römer dem Rumpfparlament, weiterhin in Württemberg zu tagen. Als die Abgeordneten dennoch am 18. Juni 1849 im Fritzschen Reithaus in der Kasernenstraße (heute: Leuschnerstraße), wohin sie ausgewichen waren, zusammenkommen wollten, schritt auf Befehl Römers das Militär ein. Württembergische Kavallerie trieb den Zug der Abgeordneten auseinander. Friedrich Römer war zum Vollstrecker der Gegenrevolution geworden. Die Regierung Römer überstand diese Ereignisse nicht lange.
Am 28. Oktober 1849 wurde sie von dem konservativen Ministerium Schlayer abgelöst. Friedrich Römer zog sich aus der großen Politik zurück. 1851 übernahm er das mehr repräsentative Amt der Zweiten Kammer des Württembergischen Landtages, das er bis 1863 ausübte.
Friedrich Römer starb am 11. März 1864 in Stuttgart. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Hoppenlaufriedhof. Weiteres über Friedrich Römer gibt es in unserer Bücherei im Buch „Lebensbilder aus Schwaben und Franken XVI“ zu lesen.
Martin Nicolaus
Landschaftsmaler und Liebhaber der Schwäbischen Alb - bekannt für Wandmalereien und Landschaftsbilder
- Geboren: 09. Juni 1870 in Neumarkt
- Gestorben: 11. Februar 1945 in Erkenbrechtsweiler
Über Martin Nicolaus
Er stammte aus Neumarkt, unweit von Breslau, und hatte auf der handwerklichen Basis eines Porzellanmalers begonnen. Mit 35 Jahren siedelte er nach Stuttgart an die dortige Akademie über. Seit 1912 öfter in Erkenbrechtsweiler. 1937 Wandbild im alten Schulhaus und im Rathaus in Erkenbrechtsweiler. Nach der Zerstörung des Heims in Stuttgart und zahlreicher Werke im Zweiten Weltkrieg Umzug nach Erkenbrechtsweiler, wo er am 11. Februar 1945 starb. Wandmalereien, Landschaftsbilder der Schwäbischen Alb. Seine Auftragsarbeiten in Friedrichshafen, im ehemaligen "Wartesaal zweiter Klasse" im Hauptbahnhof Stuttgart, in der Tübinger Universitätsaula, im Krankenhaus Münsingen und im Rathaus Trossingen haben ihm Ansehen verschafft. Leider ist auch das große Panorama von Rio de Janeiro im Zeppelinmuseum in Friedrichshafen ein Opfer der Zerstörungen des Krieges geworden, aber von seinen Tafelbildern sind noch etliche im Besitz der Stadt Stuttgart und im Museum der bildenden Künste.
August Lämmle
Schwäbischer Mundartdichter und Volksschullehrer- war 1897 im württembergischen Volksschuldienst in Erkenbrechtsweiler
- Geboren: 03. Dezember 1876 in Oßweil bei Ludwigsburg
- Gestorben: 08.Februar 1962 in Tübingen
Über August Lämmle
03. Dezember 1876 - 08. Februar 1962
Der schwäbische Mundartdichter August Lämmle wurde am 3. Dezember 1876 in Oßweil bei Ludwigsburg geboren und starb 1962.
August Lämmle war ausgebildeter Volksschullehrer. In den Jahren 1891 bis 1896 absolvierte er seine Lehre in Esslingen und Nürtingen, danach übte er seine Lehrertätigkeit überall dort im Land aus, wo es freigewordene Lehrerstellen gab. Insgesamt 14 Jahre war er als Lehrer tätig, u.a. auch in Cannstatt, Göppingen und Ulm. 1897 im württembergischen Volkschuldienst
in Erkenbrechtsweiler. Hier war er ab November1897 in seiner zweiten Lehrerstelle kurzfristig als unständiger Lehrer tätig. So ganz nebenbei wirkte er an einer Tages-Fortbildungs-Schule, versah den Organistendienst und war Leiter einer Darlehenskasse und eines Gesangsvereins.
Durch das Württembergische Kultusministerium wurden Lämmle nach dem Ersten Weltkrieg besondere Aufgaben zugewiesen, er übernahm die Cannstatter Volkshochschule und war Mitarbeiter im Verein der Volksbildung. Die Verantwortung für das Landesamt für Denkmalpflege übernahm er 1923. Als Volkskundler sammelte und veröffentlichte er dabei Redensarten, Sagen, Flurnamen, Sprichwörter und Volkslieder. "Das Herz der Heimat", ein Schwabenbuch für ausgewanderte Schwaben, verfasste er 1925 gemeinsam mit Hans Reyhing. Da Lämmle auch Mitglied im Schwäbischen Sängerbund war, schrieb er 1956 ein Buch über Friedrich Silcher.
Die letzten Jahre seines Lebens war Lämmle Professor und lebte in Leonberg. Als im Zweiten Weltkrieg seine Cannstatter Wohnung zerstört wurde, zog er 1944 mit seiner Frau in sein vom Architekten Paul Heim erbautes Haus im Glemstal, wo er dann 1962 verstarb.
August Lämmle, der sich als Mundartdichter dem Alltäglichen widmete, musste in seinem Leben einige schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Seine Tochter verstarb noch als Kind, ein Sohn verlor sein Leben in den Bergen, der andere Sohn starb an einer Blinddarmoperation.
Wie sagte doch Lämmle, der seine Schwaben in- und auswendig kannte, doch so treffend: "Mei Schwobaländle ist mein Stolz...und dass a Schwob i ben, uf das bild i mir ebbes ei...". Theodor Heuss sagte mal über August Lämmle: "An der schwäbischen Seelenkunde haben sich viele versucht...August Lämmle - der hat wohl das Beste und Farbigste darüber gesagt".
Dem ist rein gar nichts hinzuzufügen!
Verfasste Werke
Der unermüdliche Schreiber August Lämmle verfasste folgende Werke:
- 1909: "Die Schorndorfer Heimatkunde"
- 1913: "Schwobabluat"
- 1914: "Obiges Brot"
- 1916: "Spinnstuben-Geschichten"
- 1917: "Bunte Geschichten"
- 1918: "Junker Goldmacherlein und andere Erzählungen"
- 1919: "Sonntich"
- 1922: "Schwobaspiegel" und "Das Geschichtenbuch" 1925: "Unser Volkstum"
- 1926: "Sonnenstrauß" und "Das alte Kirchlein"
- 1931: "Bilder aus Württembergs Vergangenheit und Gegenwart"
- 1936: "Schwäbisches und Allzuschwäbisches"
- 1937: "Reise ins Schwabenland"
- 1938: "Es leiselet im Holderbusch" und "Schwäbische Gedichte"
- 1939: "Der Herrgott in Allewind"
- 1940: "Der Sebulon"
- 1944: "Es scheinen die Sterne so hell"
- 1948: "Ein kleines Geschenk"
- 1950: "Das ist mein Land"
- 1951: "Unterwegs"
- 1953: Der goldene Boden"
- 1956: "Greif zu mein Herz" und "Ich schaue von außen durchs Fenster"
- 1957: "Schwäbische Miniaturen"
- 1959: "Menschen...nur Menschen"
- 1960: "Ludwigsburger Erinnerungen"
- 1961: "Fünfundachtzig mal um die Sonne gefahren".