Vom Klima auf der rauen Alb
Erkenbrechtsweiler liegt als einzige selbständige Gemeinde des Landkreises Esslingen mit seiner 693 Hektar großen Gemarkung auf rund 700 Meter Meereshöhe auf der Schwäbischen Alb, genauer gesagt auf der Vorderen Berghalbinsel, einer Karstlandschaft, die ohne Quelle und fließendes Wasser ist. Das Klima ist trotz der Höhenlage verhältnismäßig günstig. Der Name "raue Alb" trifft keineswegs zu. Vielmehr sind auf diesen Höhen die Herbste mild und dauern oft bis in den Monat Dezember hinein mit Sonnenschein und milden Winden, während im Tal längst Frost oder Nebel vorherrschen. Die eigentliche Winterkälte tritt erst im Januar ein und dauert oft bis in den März.
Zur Zeit des Heidengrabens
Die Gegend um das heutige Erkenbrechtsweiler war schon früh besiedelt. Nachgewiesen ist die Besiedlung auf alle Fälle in der Zeit von 600 bis 400 vor Christus durch die 22 hallstattzeitlichen Hügelgräber, die in der Nähe des Burrenhofes liegen. Aus dieser Zeit stammt auch der sogenannte Heidengraben, eine Verteidigungsanlage für die Bewohner der Erkenbrechtsweiler Berghalbinsel. In Erkenbrechtsweiler liegt ein großer Abschnitt des längsten archäologischen Rundwanderweges in Europa, der Achsnagelweg. Dieser Weg zeigt die Grenzen der früheren keltischen Elsachstadt auf. Diese Stadt der Kelten lag im Bereich der heutigen Nachbargemeinde Grabenstetten. In Erkenbrechtsweiler sind Befestigungsanlagen und Bestattungsorte der Kelten nachgewiesen.
Zur Zeit der Römer und Alemannen
Um das Jahr 85 nach Christus waren die Römer über unsere Heimat hinaus vorgerückt und hatten das Gebiet durch einen Wall, den Alblimes befestigt. Auch unser Ort scheint eine römische Niederlassung gehabt haben. Wall- und Mauerreste deuten darauf hin.
Die Herrschaft der Römer wurde im Jahre 233 nach Christus durch die Alemannen gebrochen, welche den Limes durchbrachen und zum mittleren Neckar vorstießen. Fast ein halbes Jahrhundert verging, ehe die alemannischen Hundertschaften sesshaft geworden sind. Sie ließen sich an für sie geeigneten Stellen nieder und bauten hier ihre mit einem Holzzaun , Etter genannt, umgebenden Dörfer und benannten Sie nach ihren Hundertschaftsführern.
Von "Hergenbolzweiler" zu Erkenbrechtsweiler
Die Ausweitung zu einer dorfähnlichen Niederlassung erfolgte zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort Erkenbrechtsweiler, damals "Hergenbolzweiler", im Jahre 1284. Berthold von Neuffen übertrug Erkenbrechtsweiler und zwei andere Dörfer bei Winnenden als Schenkung an das Hochstift zu Speyer zum Lehen. 700 Jahre später, nämlich 1984, wurde aufgrund dieser ersten urkundlichen Erwähnung unter Beteiligung der gesamten Bevölkerung und vor allem der Vereine eine großartige 700-Jahrfeier abgehalten.
Die weitere Entwicklung
In diesen 700 Jahren hat sich die Gemeinde von einem Arme-Leute-Dorf ohne eigenem Quellwasser zu einem schmucken Wohn- und Arbeiterdorf entwickelt. Betrug die Einwohnerzahl im Jahr 1910 noch 853 und 1959 1242, so zählt Erkenbrechtsweiler heute rund 2200 Einwohner. 1910 liefern die Neckarwerke den ersten elektrischen Strom nach Erkenbrechtsweiler. 1919 wurde mit dem Bau der Wasserversorgung begonnen, was eine bedeutende Erleichterung für die Bevölkerung darstellte, hatte man sich doch bis dahin mit dem Wasser aus den Hülen und dem Beurener Brünnele begnügen müssen.
Der zweite Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg brachte in den letzten Kriegstagen noch Tod und Elend mit sich, als im April 1945 noch Häuserkämpfe im Ort stattfanden, bei denen 28 Wehrmachtssoldaten und sechs einheimische Zivilisten den Tod fanden. Nach dem Krieg hatte auch die Gemeinde Erkenbrechtsweiler viele Flüchtlinge aufzunehmen. Anfang der 50er Jahre entstand die Neubausiedlung "Hartbühl" und 1959 wurde mit der Ortskanalisation begonnen. 1955 wurde der neue Friedhof in der Ortsmitte für Bestattungen freigegeben. 1986 erfolgte die Erweiterung des Friedhofs und die neue Aussegnungshalle konnte fertig gestellt werden. Seit 1977 verfügt die Gemeinde über eine Mehrzweckhalle, die sowohl der Schule und den Vereinen, als auch für private Zwecke offen steht.
Erkenbrechtsweiler heute
Über 20 Millionen Mark hat die Gemeinde seit der 1987 begonnenen Ortskernsanierung investiert und so das Wohnumfeld durch neugestaltete Straßen und den Bau eines Bürgerhauses mit Ortsbücherei wesentlich verbessert. Heute verfügt die Gemeinde neben diesen Einrichtungen über eine Mehrzweckhalle, einen viergruppigen Kindergarten, eine Grundschule mit Kernzeitbetreuung sowie dem nagelneuen Hartwaldstadion mit jetzt zwei Spielfeldern. Ein gut ausgebautes Straßen- und Feldwegnetz einschließlich der Ver- und Entsorgungseinrichtungen vervollständigen die Infrastruktur. Alle wichtigen Geschäfte, Dienstleister und Ärzte sind am Ort und machen Erkenbrechtsweiler so zu einer gefragten Wohngemeinde. Die öffentliche Nahverkehrsverbindungen wurden in den letzten Jahren ständig verbessert.